Neuseeland

Am wilden Fluss (Whanganui Journey)

Nach meinem Trip nach Mordor auf dem Tongariro Northern Circuit sollte nun der zweite von drei Great Walk auf der Nordinsel Neuseelands angegangen werden, die Whanganui Journey.
Und obwohl nicht ein einziger Kilometer zu Fuß zurücklegt werden muss zählt er zu den Great Walks, den die Strecke wird per Kajak oder Kanu bewältigt.
Da es um die Weihnachtszeit schwer war, jemanden zu finden für einen längeren Trip hatte ich mich meinen Namen auf 2 Wartelisten setzen lassen, einmal für die Dauer von 5 und für 8 Tage.
Normalerweise lassen sie aus Sicherheitstechnischen Gründen keine Alleinreisenden auf den Whanganui.
Man gibt also einen ungefähren Zeitpunkt an, bei mir war es Ende Dezember, wie viele Tage man auf dem Whanganui unterwegs sein möchte und wenn das dann mit anderen passt, wird man halt zusammengewürfelt.
Karen von Taumarunui Canoe Hire Team kontaktierte mich und meinte, sie hätten jemanden, der auch Interesse an einer 5 Tage lang dauern Tour hätte und zwar vom 26. – 30. Dezember, Myriam.
Da aber am 25.12. keine Fernbusse mehr fuhren und auch das Trampen schwierig sein könnte fuhr ich also schon einen Tag früher vom National Park nach Taumarunui und schlug im Holiday Park meine Zelte auf.

Am Weihnachtstag wanderte ich dann weiter zum 8 km entfernten Taumarunui Canoe Hire Center, um mein Boot und meine Reisepartnerin Myriam kennen zulernen.

Gegen Abend trudelten dann immer mehr Reisende, unter anderem auch Myriam.
Mit ihr sollte ich also die nächsten 5 Tage verbringen…Eine Kanadierin aus Quebec…na dann schauen wir mal was das so wird und wie wir beim Paddeln harmonisieren.
Zu unserem Glück sollten wir aber nicht gemeinsam in einem Kanu sitzen sondern bekamen jeder ein Kajak, was die Sache um einiges einfacher macht.
Nach einem gemeinsam leckeren Weihnachtlichen Abendbuffet wo man sich näher kennen lernen konnte, wurde Essen für 5 Tage und alles andere, was man halt so braucht in die Tonne verpackt, die mit auf die Reise gehen sollten. Teiles meines Backpack’s konnte ich in der Basis lassen und sollten dann zum Endpunkt, Pipiriki, transportiert werden.
Sollten…

Tag 1
Da es viele Leute gibt, die so gar keine Ahnung hatten, wie sie mit einem Kanu umgehen sollten, zu denen ich auch gehörte, gab es vor dem Start noch eine kurze Einweisung und es wurde auf einige Stellen auf dem Fluss, die besonders trickreich sein könnten.
Nach der Theorie folgte die Praxis…jeder durfte mal seine mehr oder weniger Erfahrungen beim lenken eines Bootes vorführen und erst wenn der „Drill Instructor“ der Meinung war, das er uns gefahrlos auf den Fluss loslassen konnte, ging es los.

Nach ungefähr zehn Minuten und der ersten trickreichen Welle drehte sich das erste, und auch das einzige Mal, Myriam mit dem Kajak um 180 Grad.
Leider hatte ich nicht schnell genug die Kamera zur Hand um dieses für die Nachwelt festzuhalten…Verdammt. Mich sollte es dann am Tag zwei erwischen.
Zum Glück wurde der Fluss schnell ruhiger so dass wir ihr Kajak sicher an Land brachten, schauten ob alles wichtige noch an Bord ist und unsere Reise durch eine wunderschöne Flusslandschaft fortsetzen konnten bis wir unser Tagesziel erreicht hatten, Poukaria.

Tag 2
Von Poukaria sollte es heute zur Campsite Mangapapa gehen.

Die Landschaft blieb einfach traumhaft schön, das Wetter leider nicht so.
So wurde auch die See „rauher“.

Auf der Jagd nach dem Foto des Tages lenkte ich mein Kajak also ein wenig quer der Flussrichtung, lies das Paddel etwas locker und wollte gerade zu meiner Kamera greifen, also mich eine Welle erwischte.

Das Kajak drehte sich um 180 Grad, ich flog im selben Moment hinaus.
Nach einem kurzen Bad in der Menge wurde sah ich als erstes meine Kamera vorbei schwimmen.
Mein Dank gilt der Firma Osprey für diese wirklich geniale Kameratasche, die meine Kamera auf der Wasseroberfläche hielt und somit waren alle diese tollen Bilder sicher, die ich in den letzten Tagen so geschossen hatte.
Mit einer Hand am Kajak schnappte ich mir also meine Kamera, verstaute sie fix und danach das Pedal. Man muss schließlich Prioritäten setzen.
Somit ging es dann, schwimmen Richtung sicheres Ufer.
Wie immer bei solchen Momenten gab es natürlich mal wieder keinen, der die wichtigen Momente festhalten konnte.
Wie auch schon bei Myriam gestern, erstmal checken ob alles noch da ist, wo es sein sollte und auch alles trocken geblieben ist.
Danach konnte es nass weiter gehen Richtung Campsite Mangapapa.

Wie sich herausstellen sollte war aber Mangapappa schon von anderen Bewohnern besiedelt…Sandflies…jede Menge Sandflies.
Einen Monat in Neuseeland konnte ich ihnen entkommen, das sollte sich jetzt ändern.
Anscheinend waren diese ganz wild auf mich und waren fleißig dabei, Blut zu saugen.
Den Anblick werde ich dem geneigten Leser ersparen.
Diese Tierchen sind ja so was von lästig.

Tag 3
Früh am morgen sollte es heute zur zur Campsite Mangawaiiti.

Da es der längste Abschnitt waren brachen wir dementsprechend schon früh auf.
Und bis auf eine wunderschöne Flusslandschaft verlief der Tag ohne Probleme und ohne das jemand kenterte.

Am Abend kamen wir dann in der  Campsite Mangawaiiti an, machten die Kajaks fest, bauten die Zelte auf und bereiteten das Abendessen vor.

Tag 4
Unser heutiges Ziel sollte die Campsite Ramanui, mit einem kurzen Walk zur Bridge to Nowhere. Leider schien der Wettergott uns unbedingt Ärgern zu wollen und ließ es langsam aber stetig regnen.

Als erste kamen wir dann zum ersten Zwischenhalt an, wo wir unseren Walk zur Bridge to Nowhere begangen.
Sie wurde in den frühen 30er Jahre des letzten Jahrhunderts erbaut aber es führt heute keiner Straße mehr zu dieser Brücke, da sich die Menschen aus dem Territorium zugezogen hatten.
Anfangs versuchte man die Wege noch offen zu halten per Maschine und Menschenkraft aber mit der Zeit musste man einsehen, das die Kosten den Aufwand nicht rechtfertigen und gab den Kampf gegen den Dschungel auf.

Als wir dann aber zurück zu unseren Kajaks kamen mussten wir feststellen, das viele andere unserem Beispiel folgen wollten und ebenfalls sich auf den Weg gemacht hatten, so das es nicht ganz so einfach war an unsere Kajaks gekommen.
Gekonntes von Kanu zu Kanu wandern war angesagt um zu unseren Kajaks zu gelangen.

Nachdem dieses geschafft war konnte es dann weitergehen zur Campsite Ramanui.

Nach einem wunderschön gemütlichen Abend am Campfire und der einen anderen Flasche Rotwein konnten wir uns dann spät am Abend in unsere Schlafsäcke einkuscheln.

Tag 5
Der letzte Tag unserer gemeinsam Reise, zumindest auf dem Fluss, sollte heute also anstehen. Es sollte nach Pipiriki gehen.

Das Wetter blieb sonnig…die Landschaft einfach nur wunderschön…was will man mehr?

Hier sollten wir und unsere Kajaks abgeholt werden.
Leider hatten sie vergessen, mein Backpack mitzubringen, damit ich meine Reise gleich weiter fortsetzen konnte.
Also hieß es ab zurück zur Basis fahren, womit ich leider den Bus verpasste, der mich nach Wellington bringen sollte.
Aber alles halb so schlimm, Myriam wohnte ja in Wellington und wollte sowieso dorthin.
Also setzen wir unsere Reise mit ihrem Auto Richtung Wellington fort.
Da es aber schon wurde und die Fahrt nach Wellington nicht gerade kurz ist, suchten wir uns unterwegs ein nettes und ruhiges Plätzchen zum übernachten…Jerusalem.

Jerusalem ist eine kleine Siedlung an der Whanganui River Road.
Dort gibt es ein Kloster sowie eine Kirche, wo die Sisters of Compassion noch heute für die Gebäude und die Geschichte des Ortes sorgen.
Man wohnt sozusagen mit den Schwestern zusammen und abends erzählen sie gerne über die Geschichte des Klosters und des Ortes.

Tag 6 
Die Nacht in Jerusalem war einfach nur unglaublich ruhig.
Da ich aber nicht gerade als Langschläfer bekannt bin und Myriam diese Einstellung nicht teile hatte ich am frühen morgen und bei schönsten Wetter Zeit schon mal, um meine Notizen auf Papier bzw. in den PC einzutippen. Und das ganze mit Gottes Segen sozusagen.

Nun hieß es also erstes dem wunderschönen und ruhigen Jerusalem auf Wiedersehen zu sagen.

Auf ging es nach Wellington…

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