Pilgern auf japanisch – Der Kumano Kodo Trail
Nachdem ich im Februar meinen dritten Jakobsweg gepilgert bin wollte ich nun den Status Dual Pilgrim anstreben. Den bekommt man, wenn man den Jakobsweg und den Kumano Kodo gepilgert ist. Und ich bin ja gerade in Japan, was für ein Zufall.
Normalerweise soll man sich Monate vorher um Unterkünfte und ähnliches für den Kumano Kodo kümmern. Denn es ist nicht ganz so wie auf den Jakobsweg, wo man einfach mal nach einer Herberge Ausschau halten kann, die noch Platz ist.
Normalerweise buchen die Pilger alles über Kumano Travel, dem offiziellen Portal.
Hier kann man Unterkünfte, Service oder Touren buchen. Nur dauert das immer eine gewisse Zeit, bis das alles durch ist.
Und auf Grund der hohen Nachtrage hatten sie dann auch noch die Deadline für Reservations auf 20 Tage gesetzt. Heißt man musste mindestens 20 Tage im voraus buchen.
Ich reise aber nun etwas länger und weiß manchmal gar nicht, wann ich wo genau bin.
Also hab ich versucht etwas spontaner zu buchen ohne das offizielle Portal und das geht auch, es kostet nur ein wenig mehr Zeit und Anstrengungen.
Falls ihr also lieber eure Pilgerschaft selbst organisieren wollt, keine Angst. Ist alles machbar.
Bei der Etappen Planung habe ich mich an den offiziellen Streckenempfehlungen orientiert, die für die Nakahechi Route herausgegeben sind.
Die Unterkünfte habe ich über Booking.com und Google Maps gefunden.
Ich starte in Osaka mit meiner Pilgerschaft. Vor dort sollte ich es für mich zuerst nach Kii-Tanabe gehen. Von der Osaka Train Station fährt ein Zug in die gewünschte Richtung, Gleis 21.
Die Fahrt mit dem Zug führt immer an der Küste entlang.
Viele Pilger fahren gleich weiter nach Takijiri und laufen noch die ersten Kilometer. Aber ich hab ja Zeit und konnte mir so noch ein wenig die Stadt anschauen.
Und vor allem konnte ich einen wunderbaren Sonnenuntergang genießen.
Aber vorsichtig wenn es nass wird.
Alle Pilger landen zuerst in Kii-Tanabe. Es gibt eine tolle Touristen Information vor Ort und von der Busstation fahren Busse nach Takijiri.
Da ich mein Zelt und anderes Camping Equipment nicht brauchen würde ließ ich den ganzen Kram in der Touristen Information zurück. Das kostete pro Tag 500 Yen. Man musste noch ein Zettel ausfüllen wann man gedenkt den Kram wieder abzuholen und bekommt eine Nummer. Ganz einfach.
Als Hotel hatte ich das Hotel Hanaya gewählt. Das liegt in der Nähe des Bahnhofs.
Tag 1: Kii-Tanabe > Takahara
Für den ersten Tag stand die Anreise nach Takijiri an und die ersten Kilometer auf den Kumano Kodo.
Von der Busstation in der Nähe der Touristen Information ging der Bus nach Takijiri.
Es stehen auch Mitarbeiter bereit, die euch den richtigen Weg weisen. Außerdem bekommt ihr noch einen Busplan für die Region, wenn ihr bei der Touristen Information gewesen seit. Nach einer Stunde kommt man am Startpunkt an, das Kumano Kodo Information Center.
Hier kann man noch mal schnell auf Toilette gehen, Kleinigkeiten oder auch ein extra Stempelbuch kaufen, in dem ihr eure Stempel verewigen könnt. Außerdem findet ihr eine kleine Übersicht über den Weg.
Vom Information Center muss man dann nur einmal über die Straße und kommt zum ersten Schrein, den man besucht und auch gleich zum ersten Stempel.
Es geht in der ersten Etappe, mit ein paar Ausnahmen, immer nur bergauf.
Der Weg ist bestens ausgezeichnet. Verlaufen ist, eigentlich, gar nicht möglich. Aber der eine oder andere soll es schon geschafft haben. Es gibt auf den ganzen Weg Zeichen für den richtigen Weg.
Falls es der falsche Weg ist, wird euch das auch gesagt.
Alle 500 Meter findet ihr dazu dann noch dieses Zeichen, was euch zeigt wie weit ihr schon seit.
Entlang des Weges gibt es noch kleine Schreins, Stempelstationen oder einfach historische Sehenswürdigkeiten.
Irgendwann habt ihr dann den höchsten Punkt für Tag 1 erreicht.
Es gibt noch einen Lockout Point, der etwas höher liegt. Die Aussicht lohnt aber die extra Höhenmeter.
Danach habt ihr es bald geschafft.
Takahare kommt so langsam in Sicht und damit das Endziel des heutigen Tages.
Für die, die ein paar Schuhprobleme haben gibt es das nötige Werkzeug entlang des Weges.
Erste Anlaufstation war der Schrein um sich einen Stempel abzuholen.
Als Unterkunft hatte ich die Kiri-no-Sato Takahara Lodge gebucht. Das war auch die Beste, und teuerste Unterkunft auf den Weg. Aber sein Geld auf jeden Fall wert. Sehr schöne Zimmer.
Und man hat tolle Aussichten von seinem Zimmer aus.
Ihr bekommt Abendessen, Frühstück und ein Lunch Paket für den nächsten Tag. In Takahara ist jetzt nicht so viel los. Also hab ich noch etwas die Umgebung erkundet.
Und das war es auch schon für den ersten Tag.
Tag 2: Takahara > Tsugizakura-Oji
Da ich ja sehr gerne früh morgens starte gab es Frühstück um 7.00 Uhr und danach ging es für mich schon los.
Von der Lodge aus ging es die ersten Stunden immer schön bergauf. Und das bei leichten Regen. Es geht erstmal Richtung Chikatsuyu. Viele Pilger legen den ersten und den zweiten Tag zusammen und lassen den ersten Tag in Chikatsuyu enden.
Entlang des Weges gibt es wieder einige Schreine und Stempelstationen, wo man sich abstempeln kann.
Zeit für ein Päuschen.
Kurz vor Chikatsuyu kommt ihr an einem Rest Point vorbei. Dort gibt es ein paar Getränke Automaten, Toilette und auch was zu Essen.
Danach kommt auch schon so langsam Chikatsuyu in Sicht.
In dem Dorf gibt es genügend Möglichkeiten Getränke zu kaufen. Es gibt sogar kleine Supermärkte, eine Post und ein ATM Automaten. Deswegen ist es ein beliebter Übernachtungspunkt für die Pilger. Auch Albergen sind vor Ort.
Ich wollte aber noch ein wenig weiter.
Es gibt sogar einen Golfplatz entlang des Weges.
Was will mir das Schild wohl sagen?
Ziel des heutigen Tages war Tsugizakura-Oji.
Übernachtet hatte ich am zweiten Tag im Old Trail Guesthouse. Das kleine Guesthouse wird von einem Franzosen geführt, der jetzt in den Bergen von Japan wohnt. Und es war richtig schön und vor allem lecker. Ich hatte ihn per Instagram angeschrieben und es hat alles ohne Probleme funktioniert. Er benutzt leider keine Booking Website. Und ihr bekommt europäisches Frühstück, Abendbrot und als Lunchbox gab es ein Sandwich.
Tag 3: Tsugizakura-Oji > Fushiogami-Oji
Nachdem leckeren Frühstück ging es auch schon los. Der heutige Tag sollte der nasseste werden. Denn es regnete den ganzen Tag mal mehr oder weniger.
An Tag 3 gibt es eine Umleitung, da die Hauptroute durch einen Bergrutsch gesperrt war.
Nach ein paar Kilometer kommt ihr dann auch wieder auf die „richtige“ Route.
Dann kommt ihr an eine Kreuzung, wo ihr entweder weiter der Nakahechi Routen folgen oder aber nach Yunomine abbiegen könnt.
Ich pilgerte weiter nach Hosshinmon-oji.
Hier sieht man einen Pilger bei dem wichtigsten Dingen überhaupt…abstempeln.
Da es den ganzen Tag geregnet hatte war ich dementsprechend nass bis auf die Haut. Daher pilgerte ich erstmal nicht zum Fushiogami-Oji sondern gleich zur Unterkunft. Ich musste aus den nassen Sachen und vor allem aus den nassen Schuhen raus. Untergekommen bin ich am dritten Tag im Guesthouse Hatenashi. Und das war eine Unterkunft, die wirklich ein bisschen Pilgergefühl mit sich brachte. Kann ich auf jeden Fall empfehlen. Es gibt ein Supermarkt vor der Haustür und eine gut ausgerüstete Küche.
Und man hat noch einen schönen Ausblick.
Tag 4: Fushiogami-Oji > Kumano Hongu
Heute stand wieder eine kleine Etappe an. So hatte ich genug Zeit um noch fix nach Fushiogami-Oji zu pilgern und mir den Stempel abzuholen. Das hatte ich gestern auf Grund des Regens nicht gemacht. Vom Guesthouse ist es nur ein kleiner Weg zurück auf den Kumano Kodo. Ist sogar ausgeschildert.
Es gibt einen kleinen Umweg, der sich wirklich lohnt. Und zwar ein Lockout Point.
Kurz bevor ich Kumano Hongu erreichte wurde ich noch abgefangen. Und zwar von Akira Nakagishi. Anscheinend eine Institution am Ende des Trails. Er macht Bilder und interviewt Pilger auf den Weg.
Und dann kommt man endlich ans Ziel, Kumano Hongū-Taisha. Vergesst nicht euch den letzten Stempel hier zu holen.
Also hier schnell den letzten Stempel geholt und dann auf zum Kumano Hongu Heritage Center. Dort könnt ihr euere gesammelten Stempel vorzeigen, eure Compostela vom Jakobsweg und dann werdet ihr registriert als Dual Pilgrim. So sieht das ganze dann aus.
Vor dem Kumano Hongu Heritage Center gibt es eine Bushaltestelle. Von hier aus fahren Buse in alle möglichen Richtungen. Für mich sollte es weiter nach Shingū gehen.
Von der Shingū Station ging es zurück nach Kii-Tanabe. Denn ich hatte ja noch meine restlichen Sachen abzuholen. Der Weg zurück führt immer an der Küste entlang und eröffnete wunderschöne Aussichten.
In Kii-Tanabe holte ich meine Sachen ab und es ging wieder mit dem Zug zurück nach Osaka. Die Rückfahrt nach Osaka dauert insgesamt mit dem Kuroshio gute 4-5 Stunden. Da ich noch einen Zwischenhalt einlegte in Kii-Tanabe natürlich länger. Aber in einem Tag locker machbar.