Albanien entdecken: Von Tiranas Trubel bis zur Ruhe am Bovilla Lake

Nachdem ich die Kleinstaaten besucht hatte, lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf den Balkan. Es gab dort noch einige Länder, die ich bisher nie besucht hatte, und das konnte natürlich nicht so bleiben. Von Rimini aus machte ich mich auf den Weg nach Bologna. In Bologna legte ich einen kurzen Stopp ein, um durch die berühmten Arkaden zu schlendern und mir noch einen letzten italienischen Espresso zu gönnen. Dann ging es weiter Richtung Süden und Osten, immer näher an eine Region, von der ich viel gehört, aber noch kein eigenes Bild hatte. Mein Ziel: Tirana.

Tirana

Und wie immer, wenn ich eine neue Stadt besuche, sind ein oder zwei Tage fest für das Erkunden reserviert – und, wenn sich die Gelegenheit bietet, noch ein oder zwei Tage für Ausflüge in die Umgebung. Das hängt immer von der Größe und den Möglichkeiten der Stadt ab. So ging es auch diesmal: Erstmal Sightseeing! Tirana empfing mich mit einer Mischung aus mediterraner Leichtigkeit und osteuropäischem Charme. Die Stadt ist bunt – wirklich bunt. Viele der alten sozialistischen Wohnblöcke wurden in kräftigen Farben gestrichen, was Tirana ein fast fröhliches Gesicht verleiht. Mein erster Weg führte mich natürlich zum Skanderbeg-Platz, dem Herz der Stadt.

Hier schlägt das Leben: Kinder fahren mit Rollern, Straßenkünstler spielen Musik, und überall spürt man diese lebendige, etwas chaotische Energie. Gleich daneben steht die Et’hem-Bey-Moschee, zierlich und kunstvoll bemalt, und im Hintergrund erhebt sich der Uhrturm, von dem man einen schönen Blick auf das Zentrum hat. Ein paar Straßen weiter lockte das Blloku-Viertel, einst das abgeschottete Wohngebiet der kommunistischen Elite, heute das angesagteste Viertel der Stadt. Cafés, Bars und Boutiquen reihen sich aneinander, und besonders am Abend erwacht die Gegend richtig zum Leben. Zwischendurch fand ich auch Zeit, durch den Großen Park am künstlichen See zu spazieren – eine grüne Oase mitten in der Stadt. Dort lässt es sich wunderbar entspannen, vor allem nach einem Tag voller Trubel und neuer Eindrücke.




















Nach ein paar Tagen in Tirana stand mein erster Ausflug an: Berat, die sogenannte “Stadt der tausend Fenster”.
Berat
Die Fahrt dorthin führt durch eine hügelige Landschaft, vorbei an kleinen Dörfern, in denen die Menschen noch am Straßenrand Obst und Gemüse verkaufen.

Unterwegs hielten wir noch schnell Belshi Lake.



Etwa zwei Stunden später tauchte die Silhouette von Berat auf – weiß getünchte Häuser, dicht an den Hang gebaut, die sich wie Schwalbennester an den Berg schmiegen. Ich begann meinen Rundgang unten in der Altstadt, im Viertel Mangalem, das mit seinen engen Gassen, Kopfsteinpflaster und den typischen Häusern sofort ins Auge fällt. Über mir thronte die mächtige Burg von Berat, die ich später zu Fuß erklomm – der Aufstieg ist zwar steil, aber die Aussicht von oben ist jede Anstrengung wert. Von dort aus sieht man die ganze Stadt, die sich entlang des Osum-Flusses erstreckt, und im Hintergrund die Berge, die in der Nachmittagssonne schimmern. Innerhalb der Burgmauern leben noch heute einige Familien, was dem Ort eine besondere Authentizität verleiht.








Ich spazierte an alten Steinhäusern vorbei, besuchte eine kleine Kirche mit verblassten Fresken und gönnte mir schließlich einen Kaffee in einem winzigen Café mit Blick über das Tal. Berat wirkte auf mich ruhig und zeitlos – fast so, als wäre die Hektik der modernen Welt hier nie ganz angekommen. Ein Ort, an dem man einfach sitzen, schauen und durchatmen kann. Am Abend ging es zurück nach Tirana, mit dem Gefühl, ein Stück echtes Albanien gesehen zu haben.









Am nächsten Tag zog es mich wieder hinaus aus der Stadt – diesmal in die Natur.
Bovilla Lake
Der Lake ist nur etwa eine Stunde von Tirana entfernt. Der Weg dorthin war schon ein kleines Abenteuer: Die Straße wurde immer schmaler und kurviger, und je weiter man fuhr, desto wilder wurde die Landschaft. Irgendwann hörte der Asphalt auf, und eine staubige Schotterpiste führte die letzten Kilometer zum See. Das Wasser schimmerte in einem intensiven Türkis – fast unwirklich schön. Von hier aus führte ein schmaler Wanderweg hinauf zu einem Aussichtspunkt, der etwas oberhalb liegt. Der Aufstieg dauerte vielleicht zwanzig Minuten, war aber steil genug, um den Puls spüren zu lassen. Oben angekommen, bot sich ein atemberaubender Blick: Der See schlängelte sich wie ein Smaragdband durch die Berge, und in der Ferne konnte man sogar ein Stück der Ebene von Tirana erkennen. Ich blieb eine ganze Weile dort oben sitzen. Auf dem Rückweg kehrte ich in ein kleines Lokal am Hang ein – einfach, aber herzlich. Dieser Ausflug war ein perfekter Kontrast zum Stadtleben: pure Ruhe, klare Luft und das Gefühl, ganz weit weg zu sein, obwohl Tirana gar nicht so fern lag.








Zum Abschluss meiner Zeit in Albanien wollte ich unbedingt noch ans Meer. Also machte ich mich auf den Weg nach Durrës, die älteste Hafenstadt des Landes und nur eine knappe Stunde von Tirana entfernt.
Durrës
Die Stadt ist leicht per Bus zu erreichen. Die Busse starten vom South and North Albania Bus Terminal. Schon auf der Fahrt merkte ich, wie sich die Landschaft veränderte – die Berge blieben zurück, und die Luft wurde salziger, wärmer, voller mediterraner Leichtigkeit. Durrës empfing mich mit einem Hauch von Geschichte und Sommer. Direkt im Zentrum liegt das Amphitheater, eines der größten auf dem Balkan, halb verborgen zwischen Wohnhäusern und modernen Gebäuden. Es ist faszinierend, dort zu stehen und sich vorzustellen, dass hier vor fast zweitausend Jahren Menschen saßen, jubelten, staunten – und nun wächst Gras über den Steinstufen. Danach zog es mich natürlich an die Promenade, die sich entlang des Strandes erstreckt. Palmen, Cafés, der Geruch von gegrilltem Fisch – alles wirkte ein bisschen wie ein albanisches Stück Mittelmeer. Durrës hatte dieses typische Urlaubsgefühl – entspannt, sonnig und doch mit genug Geschichte, um mehr zu bieten als nur Strand. Als ich am Abend zurück nach Tirana fuhr, färbte sich der Himmel langsam rosa. Es war einer dieser Momente, in denen man spürt, dass eine Reise sich ihrem Ende nähert – erfüllt, aber mit einem Hauch Wehmut.




















